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Klassik Berner Münster
Zwei Pole
von Stephan Ruch Noch ganz baff über die unbefleckte Empfängnis und überwältigt von der Gnade, die Gott ihr und Elisabeth zuteilwerden lässt, sprudelt es aus Maria heraus: «Meine Seele preist den Herrn!» Diese Lobrede aus dem Lukasevangelium, bekannt als «Magnificat», diente zahlreichen Komponisten als Textvorlage. So auch den beiden berühmten Komponisten der Familie Bach, dem Vater Johann Sebastian und dem Sohn Carl Philipp Emanuel.Unter der Leitung von Fritz Krämer führen der Konzertverein Bern, der Münsterchor Bern, die Camerata Vivaldiana und ein Solistenensemble (Miriam Feuersinger, Seda Amir-Karayan, Michael Feyfar, Konstantin Wolff) die neun-sätzige Komposition des Sohnes in der Fassung von 1779 auf. «Es ist spannend, wie sich das Werk zwischen zwei Polen bewegt», sagt Krämer, «einerseits gibt es überdeutliche Bezüge zur Komposition des Vaters, andererseits repräsentiert es bereits den neuen, empfindsamen Stil der Vorklassik.» Im weiteren Verlauf des Adventskonzerts interpretiert das Orchester zwei weitere Werke von Carl Philipp Emanuel Bach: das Flötenkonzert A-Dur mit dem Solisten Marc Hantaï und die erste Sinfonie – ein «Feuerwerk in D-Dur», wie Krämer sagt.