Rückzug und Sehnsucht
von Sandra Dalto Durchs Fenster schauen – von drinnen nach draussen und umgekehrt, ins Innen- und Aussenleben. Dies ist der Fokus der Sammlungspräsentation «Interieur – Exterieur» im Museum Franz Gertsch.Veranstaltungsdaten
Als «Seismografen unserer Zeit» beschreibt Anna Wesle, Kuratorin des Museum Franz Gertsch, Künstlerinnen und Künstler und schreibt ihnen damit die Fähigkeit zu, Erschütterungen und Wellen aufzuspüren und diese in ihre Kunst einfliessen zu lassen. Die Ausstellung «Interieur – Exterieur» passt zum Thema der letzten Monate, in welchen viel über das Drinnen, das Zuhausebleiben, aber auch über das Draussen gesprochen und geschrieben wurde. In 30 Gemälden, Arbeiten auf Papier und Fotografien werden Alltagsschwingungen und die Auseinandersetzung mit dem Innenleben und dem Aussenleben aufgenommen. Dies sowohl auf den Raum bezogen als auch auf die Gefühlswelt. Die Ausstellung gibt Einblick in die Sammlung zeitgenössischer figurativer Kunst der Keller-Wedekind-Stiftung und umfasst ausschliesslich Werke von Schweizer Künstlerinnen und Künstlern, darunter solche von Silvia Bächli, Klodin Erb, Chantal Michel, Marc-Antoine Fehr oder Silvia Gertsch.
Intime Räume
Teil der Sammlungspräsentation sind auch zwei Bilder aus den Serien «Blumen … Stillleben» und «Mensch im Raum» der Zürcher Künstlerin Andrea Muheim, die bekannt ist für ihre intimen Porträts und Räume. Oft mit Öl oder Acryl auf Leinwand gemalt, vermischt sie Figuratives mit Gefühlen und Stimmungen.
Das Bild «Susi» zeigt eine schemenhafte Figur, die mit dem Rücken zur Betrachterin vor dem offenen Balkonfenster steht. Sie schaut von drinnen nach draussen. Das durchs Fenster einfallende Licht, die einzige Lichtquelle im Bild, taucht den Raum hinter ihr in ein bläulich-rosarotes Abendlicht und verbindet dadurch den Innenraum mit der Aussenwelt.
Die Kombination aus Farbwahl, dem in die Ferne gerichteten Blick und dem Spiel zwischen Nähe und Distanz evoziert auf der einen Seite eine gewisse Zurückgezogenheit, auf der anderen Seite schwingt darin auch etwas Sehnsüchtiges mit. Eine Doppeldeutigkeit, die auch dem Gegensatzpaar des Ausstellungsthemas, dem Innen und Aussen, inhärent ist.